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Einmarsch der deutschen Truppen 1941

Am 27.März 1941, zwei Tage nach Abschluss des Paktes zwischen Deutschland und Jugoslawien in Wien, gingen die Serben auf die Straße, um gegen diesen Pakt zu demonstrieren. Landauf - Landab ertönte der Ruf: "Bolje rat nego pakt!" - zu deutsch: ,.Besser Krieg als Pakt!" Sorgenvolle Tage für unsere Landsleute folgt n. Viele unserer Männer erhielten den Gestellungsbefehl des jugoslawischen Heeres. Die bange Frage stand im Raum: "Wird es Krieg geben?" Da fielen im Morgengrauen des 6.April 194! Palmsonntag, die ersten Bomben auf Belgrad. Ohne Kriegserklärung hatte die deutsche Wehrmacht die Feindseligkeiten gegen Jugoslawien eröffnet. Unsere Landsleute bekamen nun den Hass gegen alles, was deutsch war, zu spüren. An diesem Tage nahm die jugoslawische Gendarmerie in allen deutschen Gemeinden Jugoslawiens Geiseln fest. Im Laufe des Tages erschienen Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonett und verhafteten sieben Frauen und elf Männer:

Zwirner Katharina, HNr.67a, Neu Amalia, HNr.301, Stumpf Maria, HNr.133b, Zwirner Ilse, HNr.103a, Welsch Katharina, Welsch Anna, geb.Ott, Sauer Magdalena, Schneider Georg, HNr.21, Schäfer Johann, HNr.42a, Grill Peter, HNr.51 a. Koch Georg, HNr.52, Pfendt Philipp, HNr.61a, Zwirner Wilhelm, HNr.103, Bering Johann, HNr.142a, Massong Ludwig, HNr.145, Hipfel Josef, HNr.150a, Wolf Bernhard, HNr.159a und Ott Kristof, HNr.82.

Die Listen mit den Namen der Geiseln hatte man bereits früher für den Fall eines Krieges mit dem Deutschen Reich bei den Behörden deponiert. Betrachtete man die Personen der Verhafteten, so kam man zur Erkenntnis, das es der Behörde nicht so sehr um Funktionäre des Deutschen Kulturbundes, also um politische Einstellung des einzelnen ging, sondern der Schlag richtete sich gegen "den Deutschen" überhaupt: "Alles was deutsch ist, ist kollektiv schuldig". Die Geiseln transportierte man zuerst in das Gefängnis in Großbetschkerek und von dort in die Festung Peterwardein bei Neusatz. (Es sei mir erlaubt zu bemerken, dass auch mein Name als damaliger Kleker Lehrer auf der Liste der Geiseln stand, die in Klerk verhaftet werden sollten. Doch ich befand mich in dieser Zeit als Angehöriger der Jugoslawischen Armee in Belgrad. So nahm man kurzerhand meine Ehefrau fest und verschleppte sie als Geisel.) Nicht nur in Lazarfeld, sondern im ganzen Lande folgte eine Woche voller Angst und Unsicherheit. Deutschen wie Serben war bekannt, das entlang der rumänischen Grenze starke deutsche Heeresverbände aufmarschiert waren. Landsleute, die entlang dieser Grenze lebten, flüchteten dorthin. Die Geiseln aber verbrachten in Peterwardein Tage voller Ungewissheit über ihr weiteres Schicksal. Die jugoslawischen Behörden und das Militär zogen sich langsam von der Grenze zurück. Der Einmarsch der deutschen Truppen schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Unsere Frauen nähten Fahnen und bereiteten den Empfang der deutschen Truppen vor. Am Nachmittag des Ostermontag, 14.April, begann von Rumänien aus der Aufmarsch motorisierter deutscher Truppen aus Richtung Temeswar, Modosch, Stefansfeld. Sie setzten ihre Fahrt nach Großbetschkerek fort. Der Durchzug deutscher Verbände durch Lazarfeld erstreckte sich auch den ganzen nächsten Tag. Unsere Bevölkerung bereitete den deutschen Landsern einen herzlichen Empfang, war doch endlich die beklemmende Ungewissheit der letzten Wochen gewichen. Unsere verschleppten Lazarfelder Geiseln kehrten vollzählig und wohl erhalten wieder heim. Entsetzen befiel alle, als bekannt wurde, dass die Festung Peterwardein mit sämtlichen Geiseln in die Luft gesprengt werden sollte. Nur durch den heldenmütigen Einsatz eines serbischen Pfarrers, dessen Name nicht einmal bekannt ist, soll dieser Plan vereitelt worden sein. Schon nach einigen Wochen normalisierten sich die Verhältnisse.

Obwohl Serbien von deutschen Truppen besetzt war, erhielt das Banat eine eigene Verwaltung. An der Spitze stand ein deutscher Vizebanus mit dem Sitz in Großbetschkerek. Alsbald führte man die Zwangswirtschaft für Lederwaren, Textilien, Eisen, landwirtschaftliche Produkte und Schlachtvieh ein, obwohl die beiden letzteren bei uns keine Mangelware darstellen. Die Zeit zwischen Einmarsch der deutschen Truppen und Beginn des Russlandfeldzuges, am 22.Juni 1941, ließ unsere Landsleute fast vergessen, dass wir uns mitten im Krieg befanden. Die einquartierten Reichsdeutschen wurden als Gäste bewirtet, so dass die Feldküche überflüssig geworden war. Auch abends traf man sich in den Gaststätten, tanzte und feierte bei Banater Wein Verbrüderung mit den Landsern aus Bayern, Preußen, Württemberg usw. Noch heute schwärmen viele der damaligen „Besatzer" von der sprichwörtlichen donauschwäbischen Gastfreundschaft. Noch im Spätsommer dieses Jahres führte eine reichsdeutsche Kommission mit Zustimmung der Volksgruppenführung die Musterung von Freiwilligen für die Waffen SS durch. Acht junge Männer aus Lazarfeld meldeten sich freiwillig.

Zum Ausklang des Jahres fand in ganz Jugoslawien eine Gesamterhebung der deutschen Bevölkerung statt. Fachkräfte der Volksgruppe fertigten aus den Pfarrbüchern des Banats Fotokopien aus der Ansiedlungszeit an. Der Jüngling Martin Sauer wurde durch den Hufschlag eines Pferdes getötet. Im ersten Viertel des Jahres 1942 drohte eine Überschwemmungskatastrophe. Heftige Regenfälle hatten dazu geführt, dass der Pegelstand der Bega stieg und stieg. Bei Großbetschkerek trat sie über die Ufer und überflutete Teile der Stadt. Die gelben Wassermassen wälzten sich im Straßengraben gegen Lazarfeld. Doch die im Jahre 1941 gebaute Kanalisation nahm das Hochwasser auf und leitete es in den "Kendreschgraben" und von dort in die Schose. Jenseits der Bahnlinie gegen Kenderesch und Ernsthausen zu, glich die Landschaft einem unübersehbaren Meere. Lazarfeld selbst aber blieb vom Hochwasser verschont; die Kanalisation hatte ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Die zuständigen deutschen Regierungsstellen in Berlin vereinbarten mit der Volksgruppenführung des Banats die Aufstellung einer "freiwilligen" SS - Division mit dem Namen "Prinz Eugen". Diese Division sollte eine Sollstärke von 26 000 Mann umfassen. Die Musterung dazu begann im Mai und erstreckte sich über einen Zeitraum von vier Monaten. Gemustert wurden die Jahrgänge 1892 - 1926, insgesamt also 34 Jahrgänge. Man verfuhr in der Auswahl der "Rekruten" recht großzügig: Es gab kaum Wehruntaugliche. Selbst versehrte Veteranen des 1. Weltkrieges erhielten das Prädikat "tauglich". Einen solch hohen Tauglichkeitsprozentsatz gab es wohl im Reichsgebiet kaum. In den ersten Wochen nach der Einberufung unserer Männer entließ man zwar einige hoffnungslose Fälle, ihre Leiden und Gebrechen waren zu schwerwiegend, um einem Felddienst gewachsen zu sein, aber die UK-Stellung, wie sie im deutschen Reichsgebiet gehandhabt wurde, kannte das Banat nicht. Wehrdienstverweigerer gab es, außer einigen in Franzfeld, im jugoslawischen Banat nicht. Nach Kriegsende nahmen die Serben unsere so genannte "freiwillige" Zugehörigkeit zur SS-Division "Prinz Eugen" zum Anlass, um unsere Volksgruppe zu enteignen und zu vernichten. Es muss hier aber mit aller Deutlichkeit gesagt werden, dass diese Eingliederung zur SS keineswegs in der freien Entscheidung des einzelnen lag, sondern eine brutale Zwangsrekrutierung zu dieser Waffengattung darstellte. Hätte man uns die Wahl gelassen, so hätten wir der deutschen Wehrmacht den Vorzug gegeben. Unsere wehrfähigen Männer mussten zumeist durch blutjunge Ausbilder aus dem Reich verschiedene Schikanen und Erniedrigungen erdulden. Nun begann für unsere Frauen und alten Männer ein harter Kampf um die Fortführung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe. Es wurden ihnen zwar später nicht deutsche Hilfskräfte zugewiesen, diese Zuteilung musste unser Volk später bitter büßen, doch die Hauptlast der Verantwortung trugen unsere Bäuerinnen. Wie sehr sie aber ihren Mann stellten, beweist die Tatsache, dass das Jahr 1942 eine überdurchschnittliche Ernte brachte. Schon im Herbst des Jahres 1942 setzte man die Division "Prinz Eugen" zur Bekämpfung der Partisanen (kommunistische Freischärler) in Serbien und Bosnien ein. Dieser Einsatz erwies sich als politischer Missgriff. Er vertiefte den Hass der Serben auf unsere Volksgruppe. Bald darauf trafen auch die ersten Todesnachrichten gefallener Lazarfelder vom Schauplatz der Kämpfe ein.

Im Frühling des Jahres 1943 passierte in unserer Gemeinde wieder ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgang. Frau Elisabeth Krieger, geb. Schneider, Frau des Johann Krieger, HNr.57b, blieb beim Absteigen von ihrem Wagen mit dem Rock am Wagenrad hängen. Das vor den Wagen gespannte Pferd wurde scheu, galoppierte durch die Straße davon und schleifte die Unglückliche mit. Als man das Pferd zum Stehen brachte, war Frau Krieger bereits tot. Der Mühlen- und Elektrowerkbesitzer, Peter Fochler errichtete in der Nähe des Bahnhofs eine Hanffabrik. Dieser Fabrik wäre eine gute Zukunft beschieden gewesen, bot sich doch die Beschaffenheit des Bodens um Lazarfeld und Umgebung für den Hanfbau geradezu an. Der Name Kenderesch (Kender, zu Deutsch Hanf) lässt darauf schließen, dass schon vor dem Türkeneinbruch eine Siedlung bestanden hatte, deren Namen auf den Hanfbau fußt.

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